Gewalt lässt sich nur einhegen, wenn es einen Ordnungsrahmen gibt, der von vielen – im Idealfall: von allen – anerkannt wird. Das setzt voraus, dass der eigene Schmerz und die eigenen Gelüste weniger wichtig genommen werden als das Leid der anderen und die fremde Lust. Auch schwelende Konflikte, das gehört zum Verständnishorizont der Metapher, brennen schon, wenn auch nicht lichterloh, sondern unterschwellig. In dieser Phase ist letztmals möglich, sie durch Verhandlungen gewaltfrei, vielleicht auch nur gewaltarm, zu befrieden. Gerade deswegen sollte die Krise schon im Status der Formverniedlichung, während es bloß kriselt, ernster genommen werden, als es der Sprachgebrauch nahelegt.
Monat: November 2023
Gastgeberfreundlich
Manchmal klingt der Dank an den Gastgeber für den „schönen“ Abend wie ein angestrengter Trost, weil dieser doch recht misslungen war.
Sieh‘s mal positiv
„Wir kommen zu spät“, bemerkt der Fahrgast, als die Zugbegleiterin an ihm entschlossen vorbeihuscht.
„Ich weiß.“ Sie ist abrupt stehengeblieben. Der um seine Anschlüsse besorgte Reisende schaut sie erwartungsvoll an. „Besser als zu früh. Stellen Sie sich mal vor, Sie müssten bei diesem Schmuddelwetter durchnässt am Bahnsteig stehen, weil wir vor der Zeit angekommen sind. Das ist doch wirklich kein schöner Gedanke.“ So spricht sie und verabschiedet sich.
Der Abteilnachbar braucht eine Weile, bis er versteht, dass er gerade von ihr im Regen stehengelassen wurde.
Inflation
Kurze Bestimmung der Inflation: Der Unterschied zwischen zu viel Geld und zu wenig Geld wird immer kleiner. Die Quantität schafft keine Qualität mehr.
Besserwissen
… „Verdammt, gibt es irgendetwas, das du nicht weißt?“
„Keine Ahnung.“
Gewaltenteilung
Zum demokratisch verfassten Staat gehört, dass alle Gewalt, die vom Volke ausgeht*, nicht beim Volk bleibt, so dass es damit nach Belieben sein Unwesen treiben könnte. Das ist das Grundprinzip des Demonstrationsrechts. Demokratie lebt wesentlich von der Fähigkeit, sinnvoll zu delegieren.
* Art. 20 GG