Kategorie: Abstrakt

Mustergültig

Wie abstrakt das Phänomen digitaler Überwachung ist (und damit meist unterhalb der allgemeinen Erregungsschwelle), mag an den atavistischen Wörtern abzulesen sein, die wir in diesem Kontext benutzen. Wir zwingen uns in eine bildkräftige Vorstellung über Ausdrücke aus den seligen Zeiten sinnlicher Anschauung, die bei der Jagd geschärft wird: Abhören, Ausspähen, Geheimnisverrat, Ortung, Lauschangriff, Spuren. Mustererkennung hingegen, und um die geht es allein, ist ein Akt des schöpferischen Gehirns, eines Hochleistungsrechners, bei dem es auf Unterscheidungstalente ankommt, die durch möglichst viele Vergleiche Wiederholungen wahrnehmen und über diese Unwesentliches vom Symptomatischen sondern. Muster sind nicht offenkundig; sie müssen sichtbar gemacht werden. Je nach Vorgabe, können aus denselben Daten verschiedene Informationen geholt werden. Hier sind Frage und Antwort nicht selten einander so nah, dass die Suche schon bestimmt, was herauskommen wird.

Das Konkrete ist das Abstrakte

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Zeitgenössischer Kunst fehle der Inhalt, wird allenthalben beklagt. Im Mediendesign steht dafür der Satz „Das Bild ist ein Platzhalter“. Wir sollen es zum Verschwinden bringen und durch eigene Bilder ersetzen. Dahinter steckt die Wahrheit, dass die Vorstellung stets schöner ist als die Anschauung. Die Kunst ist die Aufforderung, die Kunst zu überwinden.